Geschichte der Akademia CECA

Die Akademie von João Pequeno de Pastinha – Centro Esportivo de Capoeira Angola – wurde in São Paulo von Gidalto Pereira Dias alias Mestre Pé de Chumbo im Jahr 1983 als Folge seiner Studien der Capoeira Angola mit den zwei großen Mestres aus Salvador/ Bahia (Mestre João Pequeno und Mestre João Grande) gegründet.


Im Jahr 1988 brachte Mestre Pé de Chumbo als einer der Ersten alte Meister in den Staat São Paulo. Die Resonanz der Capoeira Angola in der Öffentlichkeit war zu dieser Zeit jedoch sehr gering. Der Besuch der Mestres João Pequeno und João Grande festigte und verwurzelte die Capoeira Angola in Indaiatuba und damit im Staat São Paulo.


Mit dem Ziel die Capoeira Angola zu verbreiten, wurden nationale und auch internationale Capoeiratreffen veranstaltet. An den Treffen nahmen Meister der alten Garde aus Bahia, wie João Pequeno, João Grande, Fernando, Diogo, Brandão, Dois de Ouro, Moraes, Mala, Lua Rasta, Lua de Bobó, Francisco 45, Zé do Lenço, Miguel Machado teil und auch Mestres einer jüngeren Generation, wie Cobrinha, Augusto, Renê, Roberval, Almir, Ciro, Jogo de Dentro, Claudio, Jaime de Mar Grande bereicherten die Capoeiratreffen durch ihre Anwesenheit. Auch Mestres aus anderen Städten und Ländern waren mit von der Partie, wie Angolinha, Manuel und Levi aus Rio de Janeiro, Mestre Deraldo aus den USA oder Mestre Rosalvo aus Deutschland.


Unter der Leitung Mestre Pé de Chumbos hat sich die Tradition der Capoeira Angola mit ihren Fundamenten weiterentwickelt. Die Akademie wuchs und ist aktuell in den folgende brasilianischen Städten angesiedelt: São Paulo (SP), São Carlos (SP), Bauru (SP), Sorocaba (SP), Indaiatuba (SP), Campinas (SP), Gameleira (PB) und Uberaba (MG). In folgenden Städten außerhalb Brasiliens gibt es Akademien der CECA: Mexiko-Stadt und Chiapas (Mexiko), Malmö (Schweden), Aveiro (Portugal), Asheville (USA) und München (Deutschland).


Der Akademie liegt die Arbeit mit Kindern sehr am Herzen, da die Capoeira Angola der richtige Weg zur Sicherung einer besseren Zukunft für die Gesellschaft in der wir leben zu sein scheint. Es wird nicht nur Capoeira Angola gelehrt, sondern auch der respektvolle Umgang und die Solidarität mit anderen soll gestärkt werden. Dies schließt auch die Arbeit mit Kindern mit besonderen Bedürfnissen ein, die zum Beispiel in gefährlicher Umgebung leben (Straßenkinder) oder Kinder die in armen Vierteln am Stadtrand leben. In den 90er Jahren hat Mestre Pé de Chumbo in Europa mit Flüchtlingskindern aus Bosnien gearbeitet und 2008/2009 leistungsschwachen deutschen Jugendlichen und Einwanderern durch seine Arbeit geholfen sich besser in die Gesellschaft zu integrieren.


Capoeira Angola: Mutter der Capoeira

Heute wird die Capoeira Angola als die Mutter der Capoeira angesehen – von den Sklaven hinterlassen, geboren aus Schmerz, verschleiert in subtiler und listiger Art. Der Kampf sollte als eine Spielerei dargestellt werden, damit die Herren der Epoche der Sklaverei im kolonialisierten Brasilien oder später die Politiker der Epoche des Imperiums der ersten Republik (1890 – 1937) die Capoeira nicht als Kampf erkennen konnten.

 

Die Capoeira Angola wurde in Bahia in ihrer traditionellen Form, durch alte Meister (Mestres), wie Mestre Pastinha (Vincente Ferreira Pastinha, 1889-1981), der die Lehren der Sklaven weitergab, bewahrt und wurde durch ihre subtile Form des Spiels, dem rhythmischen Gesang, kontrollierten Takt und ihren ganz eigenen Art sich seinen Praktizierenden zu offenbaren, wiederbelebt.

 

Der Geist der Capoeira Angola ist in der von den alten Mestres entwickelten seriösen Arbeit gefestigt. Die Mestres betonen, dass die Capoeira nicht darauf abzielt das Individuum ausschließlich auf Angriff oder Verteidigung vorzubereiten, die Capoeiristas sollen vielmehr durch die körperlichen und geistigen Übungen einen Status des emotionalen Gleichgewichts entwickeln. Um es mit den Worten Mestre Pastinhas zu sagen: „ Capoeirista ist nicht der, der seinen Körper beherrscht, sondern der, der sich durch seine Seele bewegen lässt“.

 

Mestre João Pequeno, geboren 1917, war einer der letzten Repräsentanten der Capoeira der Vergangenheit. Laut der Zeitschrift „National Geografic“ aus dem Jahr 1982 war er das letzte lebende Bollwerk der Capoeira Angola. Durch seine Bescheidenheit, Liebe und Beharrlichkeit schaffte es Mestre João Pequeno zusammen mit anderen alten Meistern, dass die Capoeira Angola in der Geschichte der Capoeira eine Kehrtwende machte.

 

Die Bewegungen im Spiel von Mestre João Pequeno sind voller Anspielungen und List, extrem schön und erfüllt von Leichtigkeit. Mestre João Pequenos Spiel verzaubert und dient als Gegenargument zu der Tendenz der Mechanisierung in der Unterrichtspraxis und dem Capoeiraspiel.

 

Ende 2014 wurde die Capoeira von der UNESCO in die Liste der immateriellen Kulturgüter aufgenommen – ein großes Zeichen für die weltweite Anerkennung der Capoeira!

 

 

Iê.... Iê…. Ein bisschen Capoeira Geschichte

Grundlagen der brasilianischen Wirtschaft während der Kolonialzeit (1500-1822) waren vor allem Ländereien, Monokulturen und die Sklaverei. Baumwolle und Zuckerrohr – auf dem europäischen Markt sehr wertvoll – wurden in großen Mengen auf riesigen Ländereien angebaut, die nötig waren, da sich die Wirtschaft nur auf einzelne Produkte stützte. Um derart große Besitztümer überhaupt bewirtschaften zu können und die Räder des Kolonialsystems zu bewegen, benötigte man die Sklaven. Zwischen der zweiten Hälfte des 16. und Mitte des 19. Jahrhunderts wurden mehr als 3,6 Millionen Afrikaner nach Brasilien gebracht. Erst durch die ökonomischen Interessen der Engländer an der Welt ab 1850 wurde der Sklavenhandel unterbrochen.


Die verbannten und versklavten Afrikaner blieben indes unter den furchtbaren Bedingungen, denen sie sich in ihrer dramatischen Situation unterwerfen mussten, nicht passiv. Doch um den Herren und ihren Leibwächtern gegenüberzutreten, mussten sie ihre wahren Absichten verschleiern und immer mit viel List handeln, da sonst harte Strafen zu befürchten waren. Die Capoeira ist eines der besten Beispiele dafür. Um die Capoeira zu tarnen, führten Sie ihre (Kampf-)Bewegungen wiegend aus, so dass die Capoeira zwar ein Kampf, doch gleichzeitig auch ein Tanz wurde. Somit konnte eine Doppeldeutigkeit in der Capoeira erreicht werden, die es ermöglichte die Capoeira als Kampf soweit zu verschleiern, dass es den Verwaltern und Herren der Ländereien nicht möglich war die Capoeira als solchen zu erkennen. Hätten die Verwalter und Herren den Kampf hinter der Capoeira entdeckt, wäre eine verstärkte Unterdrückung der Sklaven und als Konsequenz davon die Vernichtung der Capoeira die Folge gewesen.


Während der Herrschaft (1822 – 1890) wurden die freien Schwarzen und die schwarzen Sklaven, die von ihren Herren geflohen waren, ins soziale Abseits gedrängt. Viele von ihnen erkannten in den Schlägen der Capoeira ein effektives Mittel um andere anzugreifen, Rache an Feinden zu nehmen und sich der Polizei entgegenzustellen.


Die Capoeira wurde fortan als eine Aktivität der Kriminellen angesehen, wobei sie doch lediglich eine Reaktion der von der Gesellschaft ausgeschlossenen Schicht darstellte – ein Kampf zwischen Unterdrücker und Unterdrückten. Außerdem wurden die Capoeiristas als Schlüsselelement im Machtspiel zwischen republikanischen und monarchistischen Politikern benutzt, damit sie die Versammlungen und Feste aufwühlten. So bekamen die Capoeiristas auch den Spitznamen „desordeiros“ (Unruhestifter).


Dann entstand eine Welle des Terrors in den großen urbanen Zentren, die ein Verbot des Praktizierens der Capoeira bewirkte. Die Bestrafungen für in flagranti (oder auch nicht in flagranti) erwischte Capoeiristas variierten von körperlicher Züchtigung bis zur Verbannung auf die Insel Fernando de Noronha.


Erst unter der Regierung von Getúlio Vargas 1937 konnte die Capoeira, in der Öffentlichkeit frei praktiziert werden, wenn diese Versammlungen vorher genehmigt wurden.